Neapel und die Amalfiküste - Das Kochbuch über zitronige Aromenbomben und Pizza Napoletana
Schon beim ersten Blick in den neuesten Titel der berühmten Silberlöffel-Reihe entdecke ich zahlreiche Bilder, die mich an meinen Road Trip entlang der sorrentinischen Halbinsel erinnern. In Sinn und Nase kommen mir dabei die erfrischend zitronige Meeres-Brise, knatternde Vespas, unförmige Pizze mit krossen Blasen am Rand, ein hinreissender Blick auf alte Felshäuser, mondäne Hotelterrassen, leuchtend rote Tomaten mit Mozzarella, schattenspendende Buchten, in denen man zum Baden ankert, dabei mit Baba-Rumkuchen in den Tag startet und mit eiskaltem Limoncello Sprizz beendet.
WAS STEHT DRIN? Wen spricht es an?
Primär ist das Buch für echte Italienfans. Immerhin wurde in der Region Insalata Caprese erfunden, vermutlich auch die getrocknete Nudel und natürlich die berühmteste Pizza der Welt: Die Napoletena (Pizzateig + Olivenöl + Tomaten + Knoblauch + frischer Oregano).
Beginnend am Schaft des Stiefels, bei vulkanischer Erde und sattem Gemüse, blättert man sich vor zur atemberaubenden Amalfiküste -samt dem kulinarischen Aushänger 'Riesen-Zitrone' - bis hinunter nach Salerno, wo das Land wieder in die Breite geht und die heiße Luft nach Büffelherde riecht. Kurzweilig gestreift werden dabei Geschichten über Brauchtümer, heimische Märkte, die länglichen San Marzano Tomaten, die die meisten nur aus der Dose kennen, kleine schwarze Caserta Schweinchen, die für gschmackige Salsiccia sorgen und natürlich allerlei Rezepte entlang des Weges. Die fallen durchaus ländlich deftig oder lieblich süß aus, denn schon die Römer liebten die salzig fruchtigen Kontraste und mischten Rosinen und Pinienkerne mit Fisch oder Fleisch.
HAT'S GESCHMECKT?
Molto buono! Sofern ein Rezept nicht an den Zutaten -wie gerne bei Fisch der Fall- gescheitert ist. Daher kam erstmal „Spezzatino die Maiale" in den Topf. Ein simples, aber herzhaftes Pepperoni-Schweine-Geschnetzelte mit Pancetta und Fenchelgrün. Von diesem geschmacklich sehr angetan wurde natürlich auch geschmeidiger Pizzateig* geknetet und mit Tomate, Mozzarella, Basilikum zur "Margherita" veredelt. So sensationell die Pizza auch geschmeckt hat, gegen eine wirklich echte aus dem Steinofen wird man zu Hause dennoch immer verlieren. Dafür aber mit einer „Torta Caprese alle Noci“ viele Herzen gewinnen, denn der Nusskuchen aus Capri kommt mit Zitrone und Schokolade verrührt in den Backofen und "delizioso" wieder heraus. Mit Mortadella gefülltes Osterbrot und der berühmte Rumkuchen stehen nun als nächstes auf dem Plan. Wobei mir bei letzterem die Backanleitung noch etwas kompliziert erscheint. Aber mal schauen.
(*Das Pizzateig-Rezept im Buch sieht praktischerweise Trockenhefe vor, war aber leider in der Mehl/Wasser-Mengenangabe nicht korrekt. Man muss entweder die Menge Mehl verdoppeln oder das Wasser halbieren. Dann kommt ein wirklich hervorragender Teig dabei heraus.)
À propos Schauen
Das kann man in diesem Buch wirklich zur genüge: Schmale Gassen im mafiösen Neapel, türkisfarbenes Wasser, Zitronensalat mit Chili, knallig orange Vesuvaprikosen, Sardellenkrapfen, alte Marmorkirchen oder klassisches Ragu - auch die Fotografien sind wie gewohnt optische Leckerbissen. Viele davon werden auf handbemalter Keramik original Italo-Style inszeniert, so dass man direkt einen Flug buchen möchte oder zumindest schnell einen Tisch beim Italiener reservieren.
Buon Appetito, Andrea
Neapel und die Amalfiküste
Phaidon by Edel Books, 272 Seiten, 35 Euro // Deutsche Erstausgabe 2017. Original: Il cucchiaio d'argento La Grande Cucina Regionale Campania.
REISE-TIPPS FÜR Kampagnien - Neapel und Amalfiküste
Am besten startet man diese besondere Reise bereits in Rom. Schnappt sich dort ein kleines Mietauto (mit Versicherung!), plant einen Ausflug nach Neapel und zur Ausgrabungsstätte Ercolano (weniger überlaufen als Pompei - gleich beeindruckend) und genießt danach die Amalfiküste in vollen Zügen. Ein Besuch in der Vorsaison schont dabei gehörig die Kreditkarte - sogar ein privater Motorboot-Trip nach Capri ist leistbar. Für Langurlauber kann ich noch die Weiterreise bis nach Castellabete empfehlen, wo man in hoch gelegenen Bergdörfern und mit Blick aufs Meer delikat schlemmen und sich in charmanten Boutique-Hotels ausspannen kann .